Der Wuppertaler Volkslauf feiert am 24. September sein 50. Jubiläum. Er gehört damit zu den ältesten Volksläufen in Deutschland. Das ist sicherlich ein schöner Anlass, ein paar Sätze über die Entstehung und weitere Entwicklung des Wuppertaler Volkslaufes zu verlieren. Die Früchte des Wiederaufbaus nach dem II. Weltkrieg wurden in der Bundesrepublik nicht nur an steigenden PKW-Zahlen, Neubauwohnungen und Urlaubsreisen sichtbar. Bereits in den fünfziger Jahren gab es Mahnungen der Ärzte, dass der wachsende Wohlstand in der Bevölkerung auch zu wachsenden Pfunden geführt hatte. Der Begriff des „Wohlstandsspecks“ mit seinen - nicht immer sichtbaren - Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, die Belastung der Gelenke und auf das persönliche Wohlbefinden wurde zu einem Synonym für eine falsche (Über-) Ernährung.
So fand schließlich nach schweizerischem und skandinavischem Vorbild im Oktober 1963 in Bobingen bei Augsburg der erste Volkslauf in der Bundesrepublik Deutschland statt, an dem sich zur Überraschung der Organisatoren unter Otto Hosse mehr als 1.650 Läuferinnen und Läufer beteiligten.
Mit Werner Stelly hatte Wuppertal Mitte der sechziger Jahre einen Oberstadtdirektor, der sich in dieser Position nicht nur als oberster Verwalter sah, sondern der Stadt auch Impulse für Neues geben wollte. Deshalb stellte er die Frage, warum in anderen Städten Volksläufe ins Leben gerufen wurden, in Wuppertal aber noch nicht.
Man brauchte aber nicht lange suchen, um einen geeigneten Ansprechpartner für diese nicht leichte Herausforderung zu finden. Walter Nicolini war in leitender Position beim städtischen Vermessungs- und Katasteramt tätig, und Leiter der Leichtathletik-Abteilung der Elberfelder Turngemeinde. Als Vorstandsmitglied des Leichtathletikkreises Wuppertal hatte er schon eine ganze Reihe von großen Leichtathletikveranstaltungen organisiert. Doch hier musste er sich mit dem 1. Wuppertaler Volkslauf ganz neuen Herausforderungen stellen. Es war nicht ganz einfach voraus zusagen, welche organisatorische Aufgaben zu bewältigen wären.
Es gab damals eine Reihe von durchaus einflussreichen „Bedenkenträgern“, die erst mühsam vom positiven gesundheitlichen Effekt eines Volkslaufes überzeugt werden mussten. Ein 10-km-Lauf auf bergiger Strecke, bei dem jeder, der wollte, mitlaufen konnte, stieß damals noch auf erhebliche ärztliche Bedenken.
Am Samstag, dem 30. Sept. 1967, war es dann aber schließlich doch soweit. Der 1. Wuppertaler Volkslauf durch das Gelpetal mit Start und Ziel am Freudenberg feierte Premiere. Niemand hatte wohl damit gerechnet, dass dieser 1. Wuppertaler Volkslauf ein solch großer Erfolg werden würde. Die Westdeutsche Rundschau, die heute kaum noch jemand als Tageszeitung kennt, gibt das Stimmungsbild wohl recht gut wieder:
2.800 liefen und marschierten durch die Gelpe.
Volksfeststimmung beim Volkslauf und Volksmarsch.
Alle waren sich einig: Es war ein Bombenerfolg – Nur einer machte schlapp.
Vor dem Volkslauf kam der Volksauflauf. Im Wettkampfbüro auf dem Sportplatz Freudenberg drängten sich am Samstagmittag 800 Menschen, die noch in letzter Minute teilnehmen wollten. Von einem Tisch aus warf Organisator Walter Nicolini schließlich Hände voller Anmeldezettel in die Menge.
2.800 ohne die Ungezählten, die „schwarz mitmachten, starteten kurz vor 16 Uhr in einem wilden
Durcheinander auf die Zehn-Kilometer-Strecke durch das Gelpetal. …
Der Spaß war an diesem Nachmittag die Hauptsache, die Leistung zählte nicht viel: Kaum
jemand schenkte den 60 Mitgliedern der rheinischen Leichtathletik-Verbände Beachtung, die um
14.30 Uhr zum Schnellauf starteten. Es gewann Manfred Steffny von der Elberfelder TG in
33:29,8 Min. vor Wolfgang Zur und Hans Holtz (beide Rot-Weiß Wuppertal). …
Trotz der chaotischen Verhältnisse ließen sich die Leute offensichtlich ihre gute Laune nicht
verderben. Das ist heute kaum noch vorstellbar. Es würde massive Proteste geben.
So ändern sich halt die Zeiten.
1968/1969 richtete noch einmal die Elberfelder TG bzw. die LG Olympia Wuppertal (Leichtathletik-Abteilung der ETG) unter Walter Nicolini den Wuppertaler Volkslauf aus. Walter Nicolini hatte aber von vornherein nicht die Absicht, den Wuppertaler Volkslauf für „alle Ewigkeit“ zu organisieren. Deshalb wechselten in den Folgejahren nicht nur die Ausrichter (SV Jägerhaus-Linde, Rot-Weiß Wuppertal jeweils einmal, Barmer TV dreimal, ASV Wuppertal sechsmal), sondern auch die Strecken vom Freudenberg zum Marscheider Wald.
1973 kam als wichtige Neuerung auf Initiative von Dr. Erich Lawatsch, Studiendirektor am Carl-Duisberg-Gymnasium, der Schulwettbewerb hinzu, der bis heute für hohe Teilnehmerzahlen sorgt. Beim Schulwettbewerb kommt es nicht auf Zeiten an. Es gewinnt die Schule, die im Vergleich zur Gesamtzahl der Lehrer und Schüler die meisten Teilnehmer ins Ziel bringt.
Von 1981 an übernahm dann endgültig der aus der Elberfelder TG hervorgegangene LC Wuppertal die Ausrichtung des Wuppertaler Volkslaufes.
Beim LC Wuppertal löste Harald Heymann 1986 Walter Nicolini als Vereinsvorsitzenden ab, der sich auf seinen Altersruhesitz nach Bayern zurückzog. Er erkannte schnell, dass der Sportplatz Linde nicht mehr der zeitgemäße Standort für den Volkslauf war. Es fehlte an Umkleidemöglichkeiten und an ordentlichen sanitären Einrichtungen. Er erreichte, dass bereits ab 1987 von der Gesamtschule Ronsdorf aus durch das Gelpetal gelaufen werden konnte.
Für 2001 drohte dem Wuppertaler Volkslauf das Aus. Harald Heymann hatte sich nach dem 34. Wuppertaler Volkslauf im Jahr 2000 entschlossen, die organisatorische Leitung des Volkslaufes aus Altersgründen aufzugeben. Erst durch die Bereitschaft von Bernhard Orben, die Hauptlast der Verantwortung zu übernehmen, ging es dann doch weiter. Bernhard Orben übernahm 2002 auch den „Staffelstab“ von Harald Heymann als Vereinsvorsitzender.
Im vergangenen Jahr zählte der Wuppertaler Volkslauf rd. 1.900 Teilnehmer, davon alleine 1.450 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Im Jubiläumsjahr möchten wir wieder an das Jahr 2013 anknüpfen, als fast 2.300 Teilnehmer ins Ziel kamen.
Die Zahlen aus den Anfangsjahren des Wuppertaler Volkslaufes sind angesichts der vielen Konkurrenzveranstaltungen heutzutage nicht mehr zu erreichen. Die Idee des Volkslaufes ist seit mehr als 50 Jahren in ganz Deutschland ein Erfolgsmodell.
Bei meinem kleinen Rückblick auf 49 Jahre Wuppertaler Volkslauf habe ich die von Hans-Gerd Spillekothen verfasste, aber bisher noch unveröffentlichte Geschichte des Wuppertaler Volkslaufes zu Rate gezogen. Hans-Gerd Spillekothen lebt heute in Rösrath bei Köln, kommt aber aus Wuppertal. Er hat bis einschließlich 2013 - von einer Ausnahme abgesehen - an allen Wuppertaler Volksläufen teilgenommen. Aus altersbedingten und gesundheitlichen Gründen musste er aber in den letzten beiden Jahren schweren Herzens auf eine Teilnahme verzichten. Wer an einer Herausgabe der von ihm verfassten Geschichte des Wuppertaler Volkslaufes in Buchform interessiert ist, kann sich gerne bei mir melden (Tel. 0202-47 28 90).
Zu einem Rückblick auf den Wuppertaler Volkslauf gehört auch der Dank an die Stadtsparkasse Wuppertal, die AOK Gesundheitskasse und das Sport- und Bäderamt der Stadt Wuppertal, ohne deren vielfältige Unterstützung der Volkslauf nicht zu „stemmen“ wäre.
All den helfenden Händen, die uns bisher tatkräftig unterstützt haben, möchten wir ebenfalls “Danke” sagen! Ohne ihre Hilfe wäre unsere Veranstaltung nicht so erfolgreich.
Norbert Korte
Mitglied des Orga-Teams